Mit der im Juni 2011 veröffentlichten Norm ISO 50001, die die europäische Norm EN 16001 ersetzt, wurden erstmalig internationale Standards für ein Energiemanagementsystem aufgestellt. Bereits die europäische Vorläufernorm EN 16001 trug zu wesentlichen Energieeinsparungen in deutschen Unternehmen bei. Mittlerweile wurde die Norm um die ISO Norm 50003 erweitert und ergänzt.
Die ISO 50001, die im Juni 2011 erstmalig veröffentlicht wurde und die europäische Norm, EN 16001 ersetzt, ist eine seit 2011 weltweit gültige Norm mit deren Hilfe Unternehmen den Energieverbrauch reduzieren und optimieren können. Die Norm gilt branchenübergreifend und kann von Unternehmen, Organisationen und Behörden jeder Größe angewendet werden. Im Gegensatz zum Energieaudit nach DIN EN 16247 handelt es sich bei der Norm um einen dauerhaften und kontinuierlichen Prozess und nicht um die Erfassung des aktuellen IST-Zustands des Energieverbrauchs eines Unternehmens.
ISO 50001 | Energieaudit nach DIN EN 16247-1 | |
Erfahrungswerte |
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Frist | 31. Dezember 2016 Bis 5. Dezember 2015 lediglich Nachweis bei BAFA über Einführung des ISO 50001 Systems |
5. Dezember 2015 |
Effizienz | Kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz möglich und Nachhaltigkeit durch systematische Einführung des Energiemanagementsystems | Einmal-Effekt durch Momentaufnahme |
Zusatzeffekte |
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Anerkennung | Weltweit anerkannte Norm | Europaweit anerkannte Norm |
Kosten | Einführung eines Energiemanagementsystems gemäß ISO 50001 kann, abhängig von Komplexität und Anzahl der Standorte, kostengünstiger sein als die Durchführung von Energieaudits | Beratungsaufwand für regelmäßige Wiederholungsaudits kann langfristig ähnlich hohe Kosten erzeugen wie die Einführung und Pflege eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001 |
Die ISO 150001 wurde so konzipiert, so dass sie sich mit anderen Managementsystemen – vor allem im Bereich Qualitäts- und Umweltmanagement wie die DIN EN ISO 9001 oder DIN EN ISO 14001, verbinden lässt. Durch die Einführung eines unternehmensweiten Energiemanagements (EnMS) nach ISO 50001 erhöht das Unternehmen seine Energieeffizienz durch kontinuierliche Erfassung alle Energieflüsse – vor allem bei lastintensiven Maschinen und Anlagen - und kann dadurch den Energieverbrauch im Unternehmen senken. Ziel ist es ungenutzte Energieeffizienzpotential zu erschließen, Energiekosten zu verringern und den Ausstoß von Treibhausgasen und anderen Umweltauswirkungen von Energieverbräuchen zu reduzieren.
Seit Februar 2020 ist die Revision der ISO 50001 in Kraft getreten. In der Version DIN EN ISO 50001:2018 wurde strukturell viel verändert. In der neuen Revision setzt die ISO Norm 50001 wie bei anderen großen Managementnormen (u.a. ISO 9001 und ISO 14001) auf die High Level Structure (HLS), die aus zehn Abschnitten besteht. Die ISO-Direktiven haben dafür im Annex SL eine einheitliche Struktur, einheitliche Definitionen sowie Grundanforderungen für ISO-Managementsystem-Normen zusammengestellt. Das soll die Integration in ein gemeinsam geführtes Managementsystem erleichtern. Unternehmen, die sich jetzt nach der Energiemanagement-Norm zertifizieren lassen wollen, müssen diese Änderungen berücksichtigen. Bis 2021 verliert die alte Norm ihre Gültigkeit. Eine Revision einer Norm finden in der Regel alle fünf Jahre statt. Der Aufbau der Norm wird sich also wie folgt verändern:
ISO 50001:2011 | ISO 50001:2019 (HLS) |
1 Scope | 1 Scope |
2 Normative references | 2 Normative references |
3 Terms and definitions | 3 Terms and definitions |
4 Energy management system requirements | 4 Context of the organization |
4.1 General requirements | 5 Leadership |
4.2 Management responsibility | 6 Energy planning |
4.3 Energy policy | 7 Support |
4.4 Energy planning | 8 Operation |
4.5 implementation and operation | 9 Performance evaluation |
4.6 Checking | 10 Improvement |
4.7 Management review |
Es müssen in Zukunft externe und interne Belange identifiziert werden, die ein Energiemanagementsystem beeinflussen können (z.B.: Politik, Verbraucherverbände, verfügbare Techniken).
Das Top-Management eines Unternehmens wird deutlich stärker eingebunden als bisher. In der bestehenden Version musste das Top-Management lediglich sicherstellen, dass Aktivitäten zum Aufbau des EnMS stattfinden. In der Revision trägt das Top-Management auch Verantwortung für die Aktivitäten und den Erfolg des EnMS. Die oberste Leitung ist künftig gefordert, dass das EnMS seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt. Im Gegensatz zur alten Norm muss auch kein Energiemanagementbeauftragter mehr bestimmt werden, sondern es soll ein Energiemanagement-Team gebildet werden (das aber auch nur aus einer Person bestehen kann).
Bis zum 20. August 2021 haben die Unternehmen, die bisher schon ein Energiemanagementsystem einsetzen auf die neue Norm ISO 50001:2018 umstellen. Zertifikate nach der alten Norm verlieren ihre Gültigkeit. Der Umstieg auf die neue Revision erfolgt in der Regel im Rahmen eines Wiederholungsaudits oder eines planmäßigen Überwachungsaudits.
Stärker wird auch Wert gelegt auf die kontinuierliche Verbesserung der Energiebilanz eines Unternehmens. Messungen und Monitoring-Aktivitäten dienen zur Beweiskraft der Maßnahmen. Möglicherweise muss auch schon in der Planungsphase eines EnMS ein Messkonzept aufgestellt werden. Zusätzlich sollen auch Chancen und Risiken bedacht werden, die ein Energiemanagementsystem beeinflussen können. Das Unternehmen muss Maßnahmen ergreifen, um Chancen zu nutzen oder Risiken abzuwehren.
Die Einführung eines Energiemanagementsystems ist unabhängig von der Größe oder der Branche eines Unternehmens sinnvoll, sobald mehr als nur geringe Mengen von Energie verbraucht werden. Zwar ist die Einführung der Norm freiwillig, aber durch die Zertifizierung nach DIN ISO 500001 erfüllen besonders energieintensive Unternehmen mit einem Verbrauch von mindestens zehn Gigawattstunden pro Jahr die Voraussetzung für eine Teilbefreiung der EEG-Umlage. Kleinere und mittlere Unternehmen können durch ein Energieaudit die Stromsteuer mit dem Spitzenausgleich (Spitzenausgleichs-Effizienzsystemverordnung, SpaEfV) erstattet bekommen.
Mit Hilfe eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses aufgrund des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) werden die energetischen Prozesses und Energiesparmaßnahmen des Unternehmens geplant, analysiert, bewertet und gegebenenfalls verbessert. Wichtig ist dabei das Wissen über den Energieverbrauch im eigenen Unternehmen. Nur wer weiß, an welchen Stellen und auch warum im Unternehmen Energie verbraucht wird, kann Verbesserungsmöglichkeiten erarbeiten und umsetzen. Alle Aktivitäten können stets parallel ablaufen – auch die Entscheidung mit welcher Aktivität gestartet wird hängt von den Gegebenheiten des Unternehmens ab.
In der folgenden Grafik werden die einzelnen Schritte des PDCA-Kreislaufs kurz skizziert:
Die Norm ISO 50003, die ab Oktober 2017 Gültigkeit hat, ist eine Ergänzung zur Norm 500001 in der die Anforderungen an die ISO 50001 festgelegt sind und regelt die Audits und Zertifizierungen. Im Fokus steht dabei die Optimierung der energiebezogenen Verbräuche und stellt damit erhöhte Anforderungen sowohl an Auditoren als auch an die Energiemanagementbeauftragten der Unternehmen. Durch die Norm reicht es nicht mehr aus im Unternehmen ein funktionsfähiges Energiemanagementsystem einzuführen, sondern zertifizierte Unternehmen haben nun eine Nachweispflicht zur kontinuierlichen Verbesserung der energetischen Leistung. Diese Optimierungsbemühungen müssen belastbar und plausibel nachweisbar sein. sUnternehmensspezifisch geeignete Energieverbrauchskennzahlen wie Energieverbrauch im Basis- und Analysejahr oder Kennzahlen zur Verifizierung von Einsparmaßnahmen sichern die Nachweisfähigkeit. Dieser Nachweis ist auch schon im Erstzertifizierungsaudit zu erbringen. Für Neuzertifizierungen hat die ISO 50003 bereits Gültigkeit. Für alle bestehenden Zertifikate gibt es bis zum 13.10.2020 eine Übergangsfrist. Als Hilfestellung wurden zusätzlich die ISO 50006 sowie die ISO 50015 entwickelt.
Für Unternehmen ist es sinnvoll, sich rechtzeitig auf die Anforderungen und Änderungen der ISO 50003:2014 einzustellen. Dazu sind vorrangig die folgenden Faktoren relevant:
Die ISO 50004 beinhaltet eine Anleitung zur Einführung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems. Diese Norm ist als Leitfaden ausgeführt mit Erläuterungen und Hilfestellungen bei Einführung, Pflege und Verbesserung eines EnMS. Darüber hinaus enthält der Standard im Anhang Hinweise zur Entwicklung von Messplänen und gibt als Anregung praktische Beispiele für eine Energiepolitik, eine energetische Bewertung und für einen Aktionsplan.
Seit April 2017 ist die ISO 50006 unter dem Titel „Energiemanagementsysteme - Messung der energiebezogenen Leistung unter Nutzung von energetischen Ausgangsbasen (EnB) und Energieleistungskennzahlen (EnPI) - Allgemeine Grundsätze und Leitlinien“ gültig. Die Norm stellt für Unternehmen und Organisationen einen Leitfaden dar zur Definition von unternehmensweiten Energieleistungskennzahlen und deren Einsatz im Unternehmen. Mit Hilfe der Kennzahlen sollen Faktoren die den Energieverbrauch beeinflussen identifiziert werden.
Diese Norm informiert über Grundprinzipien und gibt Empfehlungen, die im Zusammenhang mit der Energiedatenerfassung stehen. Dies können Faktoren wie Genauigkeit, Unsicherheiten und Reproduzierbarkeit sein. Außerdem gibt die Norm Hilfestellung bei der Aufstellung und Umsetzung eines Mess- und Verifikationsplanes.
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